Schweiz
Gesellschaft & Politik

Ex-FDP-Präsident Rolf Schweiger ist tot

Ex-FDP-Präsident Rolf Schweiger ist tot

13.01.2025, 13:1713.01.2025, 15:23
Mehr «Schweiz»

Rolf Schweiger, der ehemalige Zuger FDP-Ständerat und kurzzeitige FDP-Präsident, ist tot. Er starb am Samstag kurz nach seinem 80. Geburtstag in Baar ZG. FDP-Präsident Thierry Burkart würdigte seine Verdienste für die Partei als «herausragend».

Staenderat Rolf Schweiger (FDP-ZG) erhaelt Applaus von seinen Ratskollegen beim Ende der Session im Rathaus in Bern, am Freitag, 30. September 2011 bei der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete in  ...
Rolf Schweiger erhält am 30. September 2011, seinem letzten Tag im Ständerat, Applaus von seinen Kollegen.Bild: KEYSTONE

Schweiger sei eine «eindrückliche Persönlichkeit» mit einer treffsicheren, intelligenten und gescheiten Argumentation sowie einem träfen Humor gewesen, liess Burkart gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA verlauten.

Schweiger sei nicht nur ein herausragender Jurist, sondern auch ein «leidenschaftlicher Kämpfer» für liberale Werte und für die Schweiz gewesen, hiess es ausserdem von der FDP Kanton Zug. Seine «unvergleichliche Präsenz im politischen Diskurs» würden Spuren hinterlassen, die weit über sein Wirken hinausgingen.

Einsatz für Energie und Erbrecht

Schweiger vertrat den Kanton Zug von März 1999 bis Dezember 2011 in der kleinen Kammer. Er galt als wirtschaftsfreundlicher Ständerat. Unter anderem machte er sich gegen ein «zu enges Korsett» für Grossbanken stark. Ausserdem setzte er sich für die Atomindustrie ein, etwa als Präsident der atomfreundlichen Aktion für vernünftige Energiepolitik Schweiz (AVES).

Der Zuger Staenderat Rolf Schweiger, FDP, am Dienstag, 16. Maerz 1999 in Bern in der Kleinen Kammer.
(KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Schweiger kurz nach seiner Wahl im Jahr 1999.Bild: KEYSTONE

Gesellschaftspolitisch gehörte Schweiger dem progressiven Segment des bürgerlichen Lagers an. Zusammen mit einer parteiübergreifenden Parlamentariergruppe strebte er beispielsweise ein neues Erbrecht an, mit dem Konkubinatspaare erbrechtlich Ehepaaren gleichgestellt worden wären. Dies ging einer bürgerlich-konservativen Mehrheit damals zu weit.

Schweiger sass ausserdem in verschiedenen Verwaltungsräten. So auch als Mitglied im Verwaltungsrat der Crypto AG, die ab Februar 2020 für Schlagzeilen sorgte. Damals berichteten Medien zum ersten Mal, dass der US-Geheimdienst CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst BND jahrelang über manipulierte Verschlüsselungsgeräte der Zuger Firma Crypto AG mithörten und über 130 Staaten ausspionierten.

Der Bundesrat war im Herbst 2019 über die Vorkommnisse informiert worden. Der Schweizer Nachrichtendienst wusste seit 1993 Bescheid. Die Bundesanwaltschaft stellte ihr Strafverfahren im Zusammenhang mit der Crypto-Affäre im Dezember 2020 ein.

Burnout im Amt des Präsidenten

Von April bis November 2004 war der Rechtsanwalt Präsident der FDP. Das Amt gab er wegen eines Burnouts wieder ab. Zuvor gehörte er von 1970 bis 1974 und von 1976 bis 1994 dem Zuger Kantonsrat an, dessen FDP-Fraktion er von 1980 bis 1994 präsidierte.

Im Herbst 2011 trat er dann nicht mehr zur Wiederwahl ins Parlament an. Die zunehmend «irrational argumentierende Grundstimmung» in der Politik mache es immer schwerer, sich Gehör zu verschaffen, hatte er damals seinen Entschluss begründet. (dab/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
    3050 Urner hätten Bilaterale II versenken können – darum ist das Ständemehr umstritten
    Zwölf Stände lehnten einst die Verträge von Schengen und Dublin ab, elf stimmten zu. Entscheidend war aber nur das Volksmehr. Das zeigt, warum die Frage über die Art des Referendums so umstritten ist.

    Reicht das einfache Volksmehr für die Annahme der neuen bilateralen Verträge mit der EU, das fakultative Referendum? Oder braucht es auch die Mehrheit der Kantone, das obligatorische Referendum?

    Zur Story